Der “H A M M E R”

Geposted von prorallye am 29. Juni 2010 Kommentieren

Vielen Dank für diesen unvergesslichen Tag! Die Mitfahrt war der
“H A M M E R” schlecht hin! Einfach geil!!

Zur Hessen-Rallye-Vogelsberg habe ich zwei Freunde mitgeschleppt. Beide waren noch nie bei einer Rallye (Wie kann DAS sein?). Nach den S2000 und den Evos waren sie nicht wirklich beeindruckt. Ich meinte, sie sollten noch ein wenig Geduld haben, sie werden schon belohnt werden für ihr Warten. Als Ihr endlich an den Start gerollt seid und dann an uns vorbei gedonnert seid, waren sie endlich ruhig. So ein Rundkurs hat für die Zuschauer schon Vorteile. Ihr fahrt mehrmals vorbei!

Der Andy war sehr beeindruckt und sagte, dass es bestimmt geil wäre mit dem Porsche mal mitzufahren. Ich meinte, dass wäre kein Problem mit dem nötigen Kleingeld. Das müssen wir unbedingt machen, meinte er. Ob ich dabei bin. “Na, klar!” sagte ich leichtfertig. War immer mein Traum mal in einem richtigen Rallyeauto zu sitzen. Kann ja nicht sein, dass ich als Rallyefan noch nie in so einer Kiste war.

Wenn man gackert, muss man auch ein Ei legen. Und so meldeten wir uns an. Ganz wohl war mir bei der Sache nicht. Denn vor 15 Jahren hatte ich einen schweren Autounfall als Beifahrer. Ich habe mich jahrelang nicht neben jemanden gesetzt. Heute sind es auch nur eine Handvoll Leute.

Kurz vor der Fahrt war mir doch sehr mulmig zumute. Ich habe gefroren und das mache ich eigentlich selten. Am schlimmsten war es auf der Fahrt zum Shakedown im Porsche. Der Olaf hat zwischendurch die Leistung des GT3 aufblitzen lassen. Da fragte ich mich, ob dass so eine gute Idee war mit der Mitfahrt.

Ob ich Fragen habe, hat mich der Olaf gefragt. Natürlich! Jede Menge! Aber nicht jetzt! Mein Kopf war leer, mein Herz hat bis zum Hals geschlagen und ich habe etwas gesucht zum Festhalten. “Nicht an dem Hebel festhalten.” hörte ich, als hätte der Olaf gesehen wie ich mich verzweifelt umgeschaut habe. Ich hatte gar keine Zeit mich im Auto umzusehen, da ich mich in Selbstdisziplin übte, um nicht “Ich will raus!” zu schreien.

Olaf gab mir noch einmal die Hand und schon sah ich, dass wir angezählt wurden. Der Boxer brüllte auf und wir schossen nach vorne wie vom Gummiband gezogen. Die Straße wurde immer schmäler und die Landschaft flog an uns vorbei. Ich hoffte auf eine Kurve, da mir es ganz schön zu schnell wurde. Olaf sagte, wenn es zu schnell ist, soll ich mich melden. Ich sagte: “Ne, ne…”. (Ich weiß nicht, warum ich das sagte.) Und dann kam die erste Kurve für die niedrigeren Gänge.

Ich wussste ja, dass das Bremsen extremer ist als das Beschleunigen, doch vorbereitet war ich nicht wirklich auf das, was dann passierte. Nach ca. einem Drittel der Strecke war ich nicht mehr wirklich anwesend, fühlte mich wie in einem Film. Anscheinend hatte sich mein Unterbewußtsein ausgeschaltet, da es für mich zu viel wurde. Ich überlegte, dass ich der sechste Mitfahrer bin. Das heisst, der Olaf ist hier sechs Mal drübergefahren. Und dann kachelt er hier so rum. Schlecht bis gar nicht einsehbare Kurven.

Und dann der H a m m e r. Ich glaube, es war eine Schnelle rechts über Kuppe. Ich wollte die Augen zumachen, aber ich sagte mir, ich habe bezahlt. Kaum über der Kuppe kam ein Dorf auf uns zugeflogen und ich sah einen 90 Grad-Rechtsabzweig oder etwas ähnliches. Der Porsche wurde immer schneller und ich kam mit dem Gänge zählen nicht hinterher. Irgendwann muss er doch bremsen. Das anbremsen war der Hammer, die Gänge runtergeknallte und schon ging es im gepflegten Drift um die Ecke. Ich sah durch die Frontscheibe in die erheiterten Gesichter, machte noch ein cooles Victoryzeichen (denn ich habe ja keine Angst :-)) und schon zog der 911er wieder gerade und wir rasten über Berg und Tal.

Als ich es zu genießen begann und mir warm ums Herz wurde, war es auch schon vorbei. Ich war froh, heil wieder auszusteigen. Aber um so länger ich aus dem Auto heraus war, setzte die Wehmut ein. Komische Gefühle hatte ich. Zum Einen hielt ich mich für unsterblich und dann dachte ich: “Ich kann jetzt sterben.” Denn ich habe alles im Leben gemacht, was “Mann” machen sollte. Einen Sohn gezeugt (und eine Tochter), einen Baum gepflanzt, ein Haus gebaut und im Dobberkau-Porsche mitgefahren. Ich bin bereit.

Aber glücklicherweise ist es doch noch ein bisschen hin, bis ich ins Gras beiße und ich erfreue mich des Lebens. Die Fahrt hat mich sehr, sehr beeindruckt. Ich habe noch mehr Respekt vor dem Fahrer und noch mehr vorm Beifahrer/in und dem Auto. Das war einfach saugeil und ein unbeschreibliches Gefühl. Ich werde es auf alle Fälle wieder machen!! Meine Frau soll es auch mal mitmachen, da es eine Wahnsinns-Erfahrung ist. Ich weiß nicht wann und nicht wo, aber auf alle Fälle dass ich es mindestens noch einmal mache. Ich denke oft und gerne und auch mit ein bisschen Wehmut zurück.

Ich hoffe, dass wir uns zum Stehr-Rallyesprint wiedersehen, dass ihr mehr Zeit habt zum Quatschen. Auf alle Fälle macht Ihr Eurem Namen alle Ehre! Ihr habt den Rallyesport bereichert und habt viel für den Rallyesport getan! Ihr müsstet beim WM-Lauf um Trier als Vorauswagen fahren, um der ganzen Welt zu zeigen, wie atemberaubend ein Porsche mit der richtigen Besatzung ist.

Ich wünsche Euch noch viel Glück, Erfolg und eine “knitterfreie” Saison.

Mit freundlichen Grüßen aus Bad Kissingen
Sascha

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